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Weihnachtsfrieden 1914

Symbolbild Weihnachten Westfront © Museum Oberschönenfeld
Symbolbild Weihnachten Westfront © Museum Oberschönenfeld

Stell Dir vor es ist Krieg, und keiner geht hin. Der Satz stammt aus einem Gedicht des amerikanischen Dichters Carl Sandburg aus dem Jahr 1936. An Weihnachten 1914, Jahre bevor der Satz zustande kam, ist das im übertragenen Sinn geschehen. 

Die Westfront im Ersten Weltkrieg: In Flandern stehen sich vor allem Deutsche und britische Soldaten gegenüber. Der Stellungskampf ist zermürbend, grausam und tödlich. Die Soldaten harren in ihren Schützengräben aus, es geht kaum vorwärts. Doch dann geschieht am 24. Dezember 1914 etwas, was keiner richtig begreifen kann. Als der Erste Weltkrieg begann, waren viele Soldaten siegessicher in den Kampf gezogen, oft in dem Glauben, dass sie bis Weihnachten wieder zu Hause sein würden. Diese Annahme entpuppt sich als fatale Fehleinschätzung. Der Schlieffenplan, der einen schnellen Sieg über Frankreich hätte bringen sollen, ist fehlgeschlagen. Die Soldaten sind erschöpft und desillusioniert. Auf deutscher Seite gibt es einen Bericht darüber, dass ein gewisser Leutnant Zehmisch nach einem Gottesdienst zu seinen Männern gesagt, dass am "heutigen Heiligen Abend und an den Weihnachtsfeiertagen kein Schuss von unserer Seite abgegeben wird, wenn es zu umgehen ist." 

Auch bei den Engländern bleibt es ruhig. Die Ruhe auf beiden Seiten sorgt dafür, dass es zu vorsichtigen Annäherungen zwischen den feindlichen Soldaten kommt. Das passiert nicht nur bei Leutnant Zehmisch und seiner Kompanie. Auch an anderen Frontabschnitten, gehen die gegnerischen Soldaten auf einander zu. Sie teilen ihre Weihnachtsrationen miteinander, versuchen sich - trotz Sprachbarriere - auszutauschen. Weihnachtslieder werden gesungen und mehrere Fußballspiele sollen ausgetragen worden sein. 

Während die Kommandeure über die überraschende Kontaktaufnahme verärgert sind, sind die Soldaten im Feld überwältigt, von einem Funken Menschlichkeit in einem grausamen Krieg. Als Weihnachtsfrieden oder "Christmas Bruce" geht dieses Weihnachten in die Geschichte ein. 

Auf Befehl der Kommandeure geht das Töten nach diesem Weihnachten unerbittlich weiter. Fast vier Millionen Menschen werden im Ersten Weltkrieg an der Westfront ihr Leben verlieren. 

Versorgung im Feld © Bayerische Staatsbibliothek