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Frühmittelalter
(ca. 6. bis 11. Jahrhundert)

Zeichnung von Karl dem Großen

Karl der Große

Als Karl der Große am 28. Januar 814 in Aachen stirbt, kann er auf eine ordentliche Lebensleistung zurückblicken: Er geht als Sieger aus den Sachsenkriegen hervor, er erobert das Langobardenreich und sorgt mit seiner Expansionspolitik für die Ausdehnung und Machtentfaltung des Frankenreiches. Am 25. Dezember 800 wird er in Rom vom Papst zum ersten westeuropäischen Kaiser gekrönt. Karl sieht sich in der Tradition der römischen Kaiser, wie später auch die Herrscher des Heiligen Römischen Reiches (HRR).

Er fördert Architektur, Bildung, Kunst und Wissenschaft und ist nachhaltig für die historische Entwicklung Europas verantwortlich. Noch zu Lebzeiten wird Karl "Pater Europae", Vater Europas, genannt. Apropos Vater: Karl war vermutlich vier- bis fünfmal verheiratet, hatte aber on top noch zahlreiche Affären und war somit der Vater einer stattlichen Zahl an Kindern, die weit über der Zahl 20 liegen dürfte.

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Zeichnung von Herzog Tassilo

Der Sturz des Tassilo

788 wird bei der Reichsversammlung in Ingelheim ein Schauprozess geführt. Tassilo III. aus dem Geschlecht der Agilolfinger erhält die Todesstrafe; später wird eine Haft daraus. Aber warum? Im 8. Jahrhundert ist Tassilo Herzog von Bayern. Er hat gute Connections zu seinen Nachbarn, zur Kirche und fördert die Christianisierung. Seinem Vetter, Karl dem Großen, passt das nicht. Bayern ist ihm zu autonom und formell gehört es zum Frankenreich. Der Papst ist abhängig von Karl und übt Druck auf Tassilo aus. Ein Konflikt entsteht, der zum Teil auch mit Waffen ausgetragen wird.

Bei einer Auseinandersetzung auf dem Lechfeld bei Augsburg unterwirft sich Tassilo. Er stellt Geiseln, u.a. seinen Sohn, wähnt sich in Sicherheit und reist nach Ingelheim. Tassilo ahnt nicht, dass Karl ihn dort kalt stellen will. Auf der Reichsversammlung schnappt die Falle zu und Tassilo kommt in Klosterhaft. Zudem muss er schwören, dass kein Agilolfinger jemals wieder Anspruch auf das bayerische Herzogtum erheben wird.

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Grafik von Otto I.

Otto I. (912-973)

Otto I. (912-973) ist der erste Kaiser des entstehenden römisch-deutschen Reichs, des später so genannten Heiligen Römischen Reichs. Nach ihm wird das Geschlecht nicht mehr nur Liudolfinger, sondern auch "Ottonen" genannt. Otto sammelt früh Erfahrung als Feldherr und kämpft bereits als Teeny an der Ostgrenze des Reiches gegen slawische Stämme. Mit 16 oder 17 wird er zum ersten Mal Vater – das Kind ist unehelich, wird aber später einmal Erzbischof von Mainz.

Nach dem Tod seines Vaters wird Otto am 2. Februar 962 in Rom zum römisch-deutschen Kaiser gekrönt. Damit ist die Tradition für die künftigen Kaiser gegründet. Otto verfestigt die Herrschaft der Ottonen. Er stirbt am 7. Mai 973 nach schwerer Krankheit. 

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Grafik mit Abbildungen von Königen und Kaisern des HRR

Heiliges Römisches Reich (HRR)

Über Jahrhunderte hinweg bestimmen die Herrscher des römisch-deutschen bzw. später so genannten Heiligen Römischen Reichs die Geschehnisse in großen Teilen Europas.  Die Idee dahinter – das untergegangene Römische Reich fortzusetzen. Darum heißen die Kaiser auch "Römische" und nicht nur "Deutsche". Mit Otto I. beginnt dieses Kapitel. Europaweit ist die Zeit des HRR ein ständig andauernder Machtkampf unterschiedlicher Geschlechter.

Die sind am Ende größtenteils miteinander verwandt. Absurd, oder? Heiraten für den Machterhalt und den Machtgewinn. Von den Österreichern kommt übrigens der Ausspruch "Bella gerant alii, tu felix Austria nube" – frei übersetzt "Kriege sollen andere führen, du glückliches Österreich heirate".

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Grafik mit einer Abbildung von Ludwig dem Frommen und einer Karte des Heiligen Römischen Reichs

Vom Ostfrankenreich zum HRR

Im alten, fränkischen Recht ist festgelegt, dass ein Reich immer unter den Söhnen des Königs aufgeteilt wird. Karl der Große hat aber nur einen legitimen Nachfolger, Ludwig den Frommen. Also wird erstmal nichts geteilt. Ludwig der Fromme hat zwar vier Söhne, will aber die Einheit des Reiches bewahren. Den Söhnen gefällt das gar nicht: Sie bekämpfen sich bis aufs Blut. 843 kehren die Frankenherrscher dann doch zur alten Regelungen zurück. Im Vertrag von Verdun wird das Prinzip der Aufteilung des Reiches festgeschrieben. Für die verbliebenen Söhne von Ludwig heißt das: Lothar bekommt die Lombardei und Gebiete von der Nordsee bis nach Mittelitalien. Karl der Kahle bekommt das Westfrankenreich – quasi den Ursprung Frankreichs. Ludwig der Deutsche erhält Gebiete, die von der Nordsee über Bayern bis nach Kärnten reichen. Dieses Gebiet wird zum Ursprung des Herrschaftsgebiets der römisch-deutschen Könige und Kaiser. Die deutsche Bezeichnung "Heiliges Römisches Reich" bürgert sich erst im 14. Jahrhundert 

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