
Spätmittelalter
(ca. 13.-15. Jahrhundert)

Hofzwerge
Sie sind klein, haben rote Zipfelmützen und einen weißen Bart. Zwerge, als Fabelwesen, finden wir überall in Sagen, oder in Grimms Märchen. Aber im Mittelalter finden sie sich auch in der Realität an Königshöfen wieder. Ja richtig gelesen, am Königshof! Der Adel im Mittelalter war fasziniert von „Zwergen“. Die sogenannten Hofzwerge von damals hatten aber nicht viel mit dem Fabelwesen zu tun. In Wirklichkeit war „Hofzwerg“ eine, aus heutiger Sicht, diffamierende Bezeichnung für kleinwüchsige Menschen, die an den Höfen ihre Dienste verrichteten. Besonders der spanische Königshof stellte viele solcher Hofzwerge an. Der Job des Hofzwergs war aber nicht immer begehrt. Sie mussten oft unwürdige Aufgaben übernehmen. Viele Menschen nahmen die sie nicht ernst, die ungewöhnliche Größe amüsierte sie und so waren Kleinwüchsige aus Sicht der Adelsgesellschaft die perfekten Hofnarren. Für Gemälde nutzten die Hofmaler sie oft als Requisiten, um die Größe der adligen Herrscher zu betonen. Andere Zeichnungen zeigen Hofzwerge oft mit dickem Bauch, gekrümmter Haltung und mit einem Säbel kämpfend. Diese Bilder sollten sie weiter erniedrigen und das Volk amüsieren. Im Laufe der Zeit konnten „Hofzwerge“ sich aber einen höheren Status erarbeiten und erhielten würdigere Aufgaben. Sie konnten Sekretäre, Kammerdiener, Tierpfleger oder Babysitter sein. Die berühmtesten bayerischen Hofzwerge waren Johann Tramm und Georg Wilhelm Laubenberg. Beide lebten in Bayreuth, wo auch heute noch an sie erinnert wird. Tramm ist am Markgrafbrunnen neben Markgraf Christian Ernst zu sehen. Laubenberg erhielt ein Denkmal, das heute im Neuen Schloss steht.

Elisabeth Hohenzollern
Wenn es um Frauen im Mittelalter geht, gibt es einige Filme oder Romane, in der ähnliche Szenen vorkommen. Mit der Lebensrealität adeliger Frauen im Mittelalter hat das aber wenig zu tun. Schon gar nicht mit dem Leben von Elisabeth von Bayern - die war im 14./15. Jahrhundert eine bedeutende Persönlichkeit. Wenn es um Frauen im Mittelalter geht, gibt es einige Filme oder Romane, in der ähnliche Szenen vorkommen. Mit der Lebensrealität adeliger Frauen im Mittelalter hat das aber wenig zu tun. Schon gar nicht mit dem Leben von Elisabeth von Bayern - die war im 14./15. Jahrhundert eine bedeutende Persönlichkeit. Ihre Geschichte überrascht - denn Elisabeth erfüllt kein Klischee über Frauen im Mittelalter. Von ihrem Mann Friedrich von Zollern ist sie zwar wirklich oft getrennt, weil er viel unterwegs ist. Elisabeth weiß aber verdammt gut, was sie mit ihrer Zeit alleine anfangen soll. Sie ist eine mächtige Frau - vor allem ab1415, als ihr Mann zum Markgraf von Brandenburg ernannt wird. Weil er viel Reisen muss, wird sie zu seiner Stellvertreterin. Sie trifft auch in politisch schwierigen Situationen Entscheidungen und hat einen Mann an ihrer Seite, der damit einverstanden ist. In einigen Fällen, macht Friedrich sie zu seiner offiziellen Stellvertreterin. Wer so im Einsatz ist, vertrödelt keine Zeit mit aus dem Fenster zu schauen und auf den Herrn Gemahl zu warten. Elisabeth ist aktiver Teil der politischen Elite. Sie nimmt an Reichstagen teil, schmiedet Bündnisse, managt Krisen oder kümmert sich um nötigen Nachschub im Kriegsfall. In Krisenzeiten vermittelt sie - vermutlich dürfte Elisabeth mit großem, diplomatischem Geschick ausgestattet gewesen sein Als Friedrich 1440 stirbt, verzichtet sie auf Vieles was ihr zusteht und legt ihren Hofstaat mit dem ihres Sohnes auf der Cadolzburg zusammen. Wenig später, 1442 stirbt auch sie. Auch wenn ihr Grab nicht erhalten ist, hinterlässt Elisabeth ihre Spuren in der Geschichte, als Herrscherin und Stammmutter der Hohenzollern. Zu Frauen im Mittelalter gibt es 2025/2026 die Sonderausstellungsreihe "WIRKSAM", mit unserem bavarikon-Partner Bayerische Schlösser, Gärten und Seen, die Frauen an Originalschauplätzen in Szene setzt.
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Jetzt wird's düster – oder auch nicht!
Im Spätmittelalter kommen ein paar Faktoren zusammen, die dem Mittelalter sein schlechtes Image verpasst haben: Hungersnöte, die Pest und andere Seuchen raffen etwa ein Drittel der europäischen Bevölkerung dahin. England und Frankreich streiten sich um die Krone und starten den Hundertjährigen Krieg. Die Kreuzzüge stehen vor dem Aus und das ohne nennenswerte Erfolge: Die Zeit des Rittertums läuft ab und auch die Kirche verliert an Autorität. Das HRR hat Stabilitätssorgen: In der Zeit gibt es mehrere Könige und Gegenkönige. Mit der "Goldenen Bulle" entsteht dann aber 1356 so eine Art Grundgesetz für das HRR. Klingt erstmal alles unruhig, aber in dieser Phase gibt es auch Fortschritte in Wissenschaft und Kunst. Das Zauberwort lautet: Renaissance. Die Texte der alten Griechen und Römer werden wiederentdeckt. In Italien laufen Leonardo da Vinci, Michelangelo und Raffael zu Höchstleistungen auf.
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Reicher Händler – Armer Kaiser
Handelsfamilien haben zu dieser Zeit viel Macht –allen voran die Fugger aus Augsburg. Einer aus ihrer Dynastie, Jakob Fugger "Der Reiche" (1459-1525), wird der wichtigste Geldgeber von Kaiser Maximilian I. (1459-1519). Außer seiner adeligen Abstammung hat der Habsburger wenig in der Tasche. Kriege verschlingen Unsummen, und Maximilian braucht die finanzielle Unterstützung des Augsburger Handelsgenies. Aus purer Herzensgüte macht Jakob Fugger die Deals mit dem Kaiser nicht. Die Verbindung ist ein frühes Beispiel aus der Geschichte, wie eng Politik und Wirtschaft verknüpft sind. Jakob Fugger kann Einfluss auf die Politik des Kaisers nehmen.
Nicht jeder Zeitgenosse feiert das. Der Name wird sogar als Schimpfwort für Taschendiebe oder Geizhälse verwendet. In der Frühen Neuzeit erlahmt der Einfluss der Fugger und Mitte der 1550er zerfällt das Imperium. Bis heute erhalten ist die Fuggerei in Augsburg - die älteste bestehende Sozialsiedlung der Welt - gestiftet von Jakob Fugger.
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Wormser Reichstag 1495
Im 15. Jahrhundert wird langsam klar, dass das HRR ein Update braucht. Maximilian I. setzt einen Reichstag in Worms für das Jahr 1495 an, denn er steckt in der Zwickmühle: Zum einen streckt das Osmanische Reich seine Fühler nach Europa aus. Zum anderen führt Frankreich Krieg gegen Italien und bedroht die Besitztümer und Bündnispartner Maximilians. Der erreicht Worms im März 1495. Während Maximilian über Außenpolitik und Feldzüge reden will, wollen die Stände seine Zwangslage nutzen, um Reformen durchzusetzen. Am Ende einigen sich alle auf ein Reichskammergericht, den Gemeinen Pfennig und auf Ewigen Landfrieden.
Das Reichskammergericht soll für eine einheitliche Rechtssprechung im Reich sorgen, der Gemeine Pfennig ist eine Reichssteuer und der Ewige Landfrieden soll dafür sorgen, dass Streitereien um Landbesitz auf dem Rechtsweg geklärt werden, nicht wie bislang in Form von Privatfehden der Adeligen. Auch wenn nicht alle Reformen umgesetzt werden, sind sie doch die Grundlage unseres heutigen Rechtsstaates.
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