Der Gang nach Canossa im Winter 1077: Ein Mann wartet vor einer Burg barfuß im Schnee. Wer ist der Typ? Worauf wartet er und warum?
Alles beginnt mit dem sogenannten Investiturstreit. "Investitur" kommt aus dem Lateinischen "vestire" und heißt übersetzt "bekleiden". In dem Fall geht es darum, ein Amt zu bekleiden. Die Frage ist: Wer darf Äbte und Bischöfe einsetzen – Adel oder Kirche? Heinrich IV. (1056-1106) streitet sich um die Macht mit Papst Gregor VII. (ca. 1025-1085). Der eine setzt den anderen ab und umgekehrt. Irgendwann greift der Papst zum äußersten Mittel und exkommuniziert Heinrich IV. "Na und!" – könnte man meinen, war zu der Zeit aber ein totales Drama. "Ich schwör" galt damals noch was und christliche Adelige, die Heinrich die Treue geschworen haben, wären so von ihrem Eid entbunden gewesen. Herrscher ohne Hofstaat und Fürsten ist doof, also muss Heinrich IV. ins Büßerhemd und zum Papst nach Canossa. Der Papst gibt irgendwann nach, aber für Heinrich ist das alles ganz schön erniedrigend. Deshalb heißt es heute noch "Gang nach Canossa", wenn man etwas Unerfreuliches machen muss.